FuPa-Bericht: "Vom Bolzplatz in die Bezirksliga"

Schillingen, Samstag, 20:53 Uhr: Marius Becker thront auf der Latte seines Tores. Vor ihm sitzen etwa 25 Spieler des TuS Schillingen auf dem Rasen und blicken zu ihm auf. Von den exakt 714 Fans, die den Weg auf die Schillinger Sportanlage gefunden haben, ist ein großer Anteil dageblieben. Der Keeper stimmt das allseits bekannte Humba-Lied an, sein Chor auf dem Grün und den Rängen stimmt ein. Mit jedem Ton, der die Kehle des Torwarts verlässt, fällt ein weiterer Stein von seinem und den Herzen seiner Mitspieler: Nach Jahren voller Rückschläge und Scheitern ist der TuS Schillingen in die Bezirksliga aufgestiegen.

„Mir ist in dem Moment auf dem Tor eine riesige Last von den Schultern gefallen“, erklärt Becker, der Mann von der Torlatte. Zu oft habe man es „in den letzten Jahren immer wieder versaut“, zu groß war die monatelange Anspannung. Anhand des Torwarts lassen sich die vergangenen Jahre des TuS gut erklären. Seit acht Jahren spielt er im Seniorenbereich, seine schwächste Platzierung war Platz vier. Jedes Jahr hatte der Verein um den Aufstieg aus der A-Klasse gekämpft und war immer wieder gescheitert.

Sieg gegen Ehrang entscheidender Schritt

Der entscheidende Sieg gegen die SG Langsur (4:1) war nur die Kür – der Grundstein für die Meisterschaft wurde vorher gelegt. Für die meisten Beteiligten war das Spiel gegen die SG Ehrang vor wenigen Wochen der Knackpunkt. Nach 18 Minuten hatte der TuS gegen die neben ihm wohl stärkste Mannschaft der A-Klasse zurückgelegen – in Unterzahl. Beim Schlusspfiff stand es 4:3 für Schillingen. Es war ein Sieg, der im Nachhinein mehr als nur drei Punkte brachte. Es wurde ein Feuer entfacht. Das Team war bereit, den letzten Schritt zu gehen.

Nicht nur am Sieg gegen Ehrang, sondern am gesamten Aufstieg hat ein Mann Riesenanteil: Tobias Anell. Der beste Angreifer des TuS erzielte in diesem Spiel vier seiner am Ende 44 Saisontore. „Gegen Ehrang war sicherlich das geilste Spiel der Saison. Was wir da als Mannschaft geleistet haben, war unglaublich. Dass ich dann vier Tore schieße, war zweitrangig.“ Am Ende stehen 92 Tore, bei 29 Gegentreffern und 61 Punkten. In der Saison 2013/14 waren es 62, voriges Jahr 59 – beide Male standen am Ende andere Mannschaften ganz oben und stiegen auf.

Grandioser Saisonstart schafft Polster

Mitentscheidend am Aufstieg war vor allem auch der Saisonstart: Der TuS gewann zwölf der ersten 14 Saisonspiele und blieb ohne Niederlage. Diese Bilanz setzte den Grundstein für die Rückrunde, in der aufgrund des herausgearbeiteten Polsters auch Niederlagen gegen die SG Thomm (1:2) und die DJK St. Matthias (0:2) nicht entscheidend waren. Zum Ende hin wurde es knapp, es brauchte zwei charakterstarke Leistungen. Gegen den SV Föhren glich das Team in der Nachspielzeit zum 2:2 aus, gegen den FC Könen drehte es einen 0:2-Rückstand.

Die TuS-Geschichte in diesem Jahr hätte ein Autor kaum dramatischer erfinden können: Nach diesen vielen Rückschlägen und dem Abstieg der zweiten Mannschaft in die D-Klasse vor zwei Jahren schafften nun beide Mannschaften den Aufstieg – und das zum Jubiläum. Der Verein feiert in diesem Jahr sein 90-Jähriges. Um es mit den Worten von Hans-Peter Dellwing, dem Vorsitzenden des Fußballkreises Trier-Saarburg, zu sagen: „Ich glaube, ihr habt absichtlich bis ins Jubiläumsjahr gewartet.“

Dass die beiden Erfolge nicht unabhängig voneinander zu betrachten sind, stellt Christopher Ponzlet, Meistertrainer der Zweiten, heraus: „Der Zusammenhalt innerhalb des Vereines – besonders in den letzten Wochen – war unglaublich.“ Er geht noch weiter und sagt: „Wir sind keine zwei Mannschaften, wir sind ein Verein, eine Einheit, die immer zusammenhält.“

Ponzlet lobt seinen Trainerkollegen bei der ersten Mannschaft: „Wie uns Gerd Morgen auch in der Zweiten unterstützt ist klasse. Dafür kann man ihm nur danken.“ Nachdem die Feierlichkeiten und das anstehende Jubiläum ausgezogen sind, wird der Blick in die Zukunft gerichtet.

"Wir sind kein Verein, sondern eine Familie."

Personell wird der Verein für die Bezirksliga aufrüsten müssen, wovon auch die zweite Mannschaft profitieren wird. Ponzlet ist sich sicher: „Natürlich hilft ein breiter Kader bei der ersten Mannschaft auch uns.“ Die Ausrichtung wird sich im Vergleich zu diesem Jahr ändern müssen, weiß Keeper Marius Becker: „Wir haben jetzt jahrelang um den Aufstieg gespielt, nächste Saison kann es nur um den Klassenerhalt gehen.“

Für ihn ist eines klar: „Wir sind kein Verein, sondern eine Familie. Mir bedeutet es alles, dass ich mit meinen Freunden, mit denen ich früher auf dem Bolzplatz gekickt habe nun Bezirksliga spielen kann. Wir haben früher zu Spielern wie dem heutigen Kapitän Matthias Werner aufgeschaut.“ Nun sitzt Werner auf dem Rasen und schaut zum anstimmenden Becker auf. Der Kreis schließt sich.

 

Text: Christian Thome

Foto: Cornel Fusenig