Alle Jahre wieder...
…versuchen die alten Säcke ihrer Mannschaftsfahrt ein sportliches Alibi vorzuschieben und man schwingt sich in den Fahrradsattel. Ziel der diesjährigen Tour war - wie vor drei Jahren schon - das liebliche Festungsstädtchen Saarlouis. Nachdem man den Termin aus fadenscheinigen, persönlichen Gründen einiger Weniger um zwei Wochen zielgenau in eine Schauerperiode verschoben hatte, ging es Samstagmorgens ab Schillinger Bahnhof los. Verstärkt durch einige AH-Externe (die Aufnahmeformulare sind unterwegs) und Ex-Präsi Neppa, trafen sich 20 Mann doch recht pünktlich gegen 08.30 Uhr und staunten erst mal nicht schlecht: Richael und Schwager Kurt kamen auf einem 80er-Jahre Tandem mit 3-Gang-Schaltung und Proforma-Bremsen -wie Pat und Patachon- zum Radweg angekullert. Für Tourguide Ulla direkt mal der erste Tiefschlag: wie bekommt man dieses Gespann durchs Gehölz runter nach SLS? Keine Ahnung, erst mal losfahren. Nach exakt 5 Minuten die erste entsetzte Reklamation von Fränky: „Wie jetzt, kein Zwischenstopp auf der Manderner Grillhütte? Wat is dat denn für ne Organisation?!“ Glückwunsch, sie haben hiermit die Orga der nächsten Tour gewonnen… Auf dem Weg nach Zerf lief uns dann ein verirrter Oberzerfer zu, den wir auch prompt bis Besseringen nicht mehr loswurden. Danach Erleichterung am Zerfer Bahnhof: die zwei Gaukler tauschten GsD ihren Zustand auf zwei Rädern gegen adäquates Material und es ging über den Oberzerfer Weiher Richtung Panzhaus. Hier fing es nun das erste Mal an zu Fisseln, doch nie soviel, dass es wirklich unangenehm wurde. Der letztmalig schwer bemaulte Anstieg (als wär`s der Tourmalet…) vom Panzhaus Richtung Serrig wurde zwar nicht entschärft, aber wenigstens in einer hübschen Variation durch den Wald präsentiert. Oben angekommen ergab ein kurzes Durchzählen: einer fehlt. Nicht irgendeiner. Eddy. Nach kurzer Suche und Kontaktversuch die Erkenntnis: der kann nun wirklich auf sich selber aufpassen… Es folgte die lange Waldabfahrt über den Hundscheider Weiher zum Aussichtspunkt Vogelfelsen, malerisch über der Saar bei Saarhölzbach. Bei einer kurzen Pause und Fotoshooting stellte sich heraus, dass Eddy („Ihr Pfeifen…“) vom Panzhaus aus die Direttissima über Britten straight zum Mettlacher Brauhaus genommen hatte. Hätte man sich denken können… Bei der Schussfahrt nach SHLZB dann die erste Panne, Zwias Hinterreifen machte schlapp. Proportional zur Belastung ansteigende Materialermüdung? Oder doch der Versuch einer minutiös geplanten Selbstsabotage? Wie auch immer, der Reparaturversuch mittels Rasierschaum (denn mehr ist das Zeug nicht) ergab nix außer ner Riesensauerei, und auch die mitgeführten Ersatzschläuche waren nicht passend (falsches Ventil, falsche Farbe oder evangelisch). Doch was bei Monty Python die Heilige Handgranate von Antiochia, ist bei Neppa der Heilige Fahrradschlauch von Santiago de Compostela. Nicht nur passend, sondern auch noch gewallfahrtet und geweiht! Hallojulia! Nach dieser kleinen Unterbrechung ging`s für alle Mann über die Holzbrücke auf den Saarradweg und direkt über Mettlach zur Saarschleife. Außer für Neppa und Ulla, die in SHLZB auf Neppas Ablösung in Form von Tom warteten. Nachdem die Herren G. den Zinssatz für ein befristetes, familieninternes Darlehen („Wieviel brauchst du ?“ – „Alles, was du hast!“) ausgehandelt hatten, machten sich Tom und Ulla zügig zum Fährhaus an der Saarschleife, wo die Kollegen schon beim ersten Wasserfassen warteten. Nach dem verdienten Frühschoppen ging es zur Mittagsrast ins Merziger Brauhaus, wobei es die Spitzengruppe doch tatsächlich fertigbrachte, das Brauhaus knapp zu verfehlen. Dort trafen wir dann auch auf den Großteil der PKW-Reisenden, kosteten das lokale Gebräu und stärkten uns mit einem kurzen Imbiss. Nach dieser kleinen Völlerei beim Aufbruch die Mahnung von Tom: „Aber net so ne Rennerei, wie das letzte Mal…“, da wir vor drei Jahren wohl versuchten, ein bisserl Tempo auf der Schlussetappe zu machen. Aber nein, auf keinen Fall. Sondern noch eine viel größere Rennerei. Eine 6-Mann Führungsgruppe (Kurt, Richard, Tom, Zwia, Ulla, Chriggel) schaukelte sich gegenseitig auf immer zügigeres Tempo, im Gegenwind wurde Führungswechsel und Windschattenfahren, Taktieren und Zermürbung praktiziert. Obwohl unausgesprochen, war es auf einmal ein echtes Rennen, in dem sich lange niemand entscheidend absetzen konnte. Immer wieder kam einer aus dem Windschatten (der macht echt was her), zog mit einem blöden Kommentar links vorbei und setzte sich an die Spitze. Doch nach und nach mussten immer mehr abreißen lassen, es ging aus dem Sattel und Ulla konnte sich im Zielspurt knapp vor Richard durchsetzen. Oh leck, 20 Kilometer reinste Raserei. Sammeln am Ortseingang, quer durch die Stadt ins Hotel, Fahrrad in den ersten Stock, Zimmerfassen und dann der Schock: die unmittelbar nächste, altbekannte Trinkhalle „ Zum Steinpilz“ hat zu! Je nun, einige gingen nun erst mal brausen, andere direkt und verschmunkt in die weitere Gastronomie. Bei Bundesliga, Kicker und Getränk ließ man den Nachmittag verstreichen und versammelte sich dann doch vollzählig (trotz spätem Spiel der Dortmunder) i n der gebuchten Restauration „Kaminkeller“. Und diese urige Bude hat ihren Namen davon, dass ein Kochkollege slawischer Herkunft unter einer Abzugshaube über und auf einem holzbefeuerten Schwenker in der Kaminecke das Futter zubereitet. Quasi Dauersauna. Und lecker (zumindest für die meisten). Nach ein paar schönen Stunden zerstreute sich die Truppe in die Stadt, wo die zahlreichen Kneipen, teilweise bis zum Toresschluss belagert wurden. So prellten die einen eine Cocktailbar, in die andere –trotz (oder wegen?) des sonst doch so integren Oliver K.- gar nicht mehr reinkamen, andere schlürften noch einen Whiskey und stellten ihre Trunkenheit beim Nagelversagen unter Beweis. Sonntags dann ein zeitiges Frühstück und ein zeitiger und ausgiebiger Frühschoppen im endlich geöffneten Steinpilz. Was die anschließenden 1,5 km Radfahrt zum Bahnhof zum heikelsten Teilstück der gesamten Tour machte… Kollege Amann meinte hier auch noch, einen Platten haben zu müssen, ein Luftverlust konnte jedoch nicht eindeutig nachgewiesen werden. Zugfahrt nach Saarburg und Bikeshuttletransfer zum Schillinger Friedhof, damit wir auch ja mit dem Rad am Sportplatz ankommen… Da gab`s dann noch die 1. zum Anschauen, weitere Rehydrierung und noch ein teilnehmerreiches Torwandschießen (merke: man muss da nicht mehr mit dem Ball, sondern mit dem Alkohol umgehen können…). Nach halsbrecherischen Dorfabfahrten fanden sich 5-6 Mann noch zum Abendessen beim Tiffy ein, wo man die Veranstaltung noch bis in den nächsten Tag zog, mit einem Ex-Kreismeister? (Kalli) im KInderHOdenTUrnen plauderte und Richard sich noch irgendwie um Kopf und Kragen redete („10-12 Liter…“, der Rest ist mir leider entfallen…). Insgesamt also wieder eine gut organisierte (Danke an Mastermind Maischi), gelungene und sportlich (66km in knapp 3 Stunden) faire Veranstaltung. Erstaunlicherweise trotz der Teilnahme von 2/3 des Freiburger Problemzimmers. Mit den Planungen für nächstes Jahr wird unverzüglich begonnen.