Auf dem Jakobusweg nach Santiago de Compostella -mit dem Fahrrad von Saint Jean Pied de Port bis Finesterre-

Am Gründonnerstagmorgen starteten wir, mit meinem Kollegen Peter Michaeli (Kreisvorsitzender Sportkreis Bitburg-Prüm) und ich mit gut bepackten Fahrrädern (ca. 16 kg Gepäck) in dem kleinen französischen Grenzstädtchen Saint Jean Pied de Port auf dem Camino Francais nach Santiago.

Die Startetappe nach Pamplona, war mit 85 km Länge eine erste sportliche Herausforderung. Wir fuhren los bei 175 Höhenmetern. Nach 10 km Flachstrecke und Erreichen der spanischen Grenze ging es 15 km in den Pyrenäen bergauf bis zum Ibaneta-Pass (1057 Meter). Nach kurzer Besichtigung des Klosters Roncevalles ging es nun zunächst einige Kilometer bergab. Doch die nächsten Steigungen ließen nicht lange auf sich warten. So ging und bergauf und bergab bis in die Stierkampfstadt Pamplona, wo wir noch Platz in einer Pilgerherbe mit über 100 Pilgern fanden.

Am Karfreitag starteten wir bei Regenwetter Richtung Los Arcos. Einen lohnenden Umweg machten wir zur mittelalterlichen Kirche Santa Maria Eunate (von den Templerrittern nach Vorbild der Grabeskirche in Jerusalem mitten in der Landschaft erbaut), die etwas abseits im freien Feld liegt. An unserem Zielort nächtigten wir in einer kleinen Herberge. Unser kleines Zimmer war mit 8 Frauen und Männern aus 5 Nationen, ca. 16 qm, voll belegt. Nach dieser Nacht war uns beiden klar, dass wir in den kommenden Tagen nur noch Unterkünfte mit mehr Bewegungsfreiheit und mehr Schlafruhe aufsuchen werden.

Unsere Tour setzten wir in den Ostertagen bei meist regnerischem Wetter über die Etappenziele Santo Domingo und Villafranca nach Burgos der Hauptstadt Kastilliens fort. Die Besichtigung der gotischen Kathedrale Santa Maria in Burgos war ein kultureller Höhepunkt auf dem Camino. Was hier an sakraler Kunst im inneren des Gotteshauses (19 Kapellen, 38 Altäre) zu sehen ist, war beeindruckend. In der Kathedrale ist der spanische Nationalheld EL CID begraben. Nicht umsonst ist dieses imposante Bauwerk 1984 zum UNESCO Kulturerbe erklärt worden.

Von Burgos gings weiter über Fromista nach Leon. Von besonderer Baukunst sind hier das ehemalige Kloster San Marco (heute 5 Sterne Hotel), die Casa Botines (gotische Gebäude nach Plänen von Antoni Gaudi errichtet) sowie die ebenfalls gewaltige gotische Kathetrale.
Von Leon haben wir unseren Weg über Astorga mit ebenfalls einer sehenswerten Kathetrale sowie Bauwerken von Gaudi (Bischofspalast) Richtung Ponferada fortgesetzt. Auf dieser Etappe erreichten wir den geografischen Höhepunkt unserer Tour mit 1493 Meter Höhe am Cruz de Ferro (Eiserne Kreuz). Unter dem eisernen Kreuz legten wir wie alle Pilger unseren mitgebrachten Stein ab. Die Legende sagt, dass man hiernach von seiner Sündenlast befreit sei (wir waren danach ganz schön erleichtert).

Das mittelgroße Städtchen Ponferadea ist insbesondere durch die mächtige Templerburg geprägt, die vom Templerorden im 12 Jh. errichtet wurde. Ponferada wird uns aber wegen der besonderen Hilfsbereitschaft der Spanier, die wir übrigens auf der gesamten Strecke erfahren haben, in besonderer Erinnerung bleiben. Nachdem wir den Jakobusweg in der Stadt verfehlt hatten, erkannte ein Motorradpolizist unsere Lage und lotste uns mit seinem Motorrad mit ansehnlichem Tempo und Vorfahrt ca. 5 km quer durch den Stadtverkehr zum Camino Richtung Villafranca del Bierzo und Samos.
Bei dieser Etappe waren wieder 3 schwierige Bergwertung mit einem 15 km langen Anstieg zum Cebreio (1300 m) und den beiden Pässen Alto de San Roque (1270 m) und Alto de Poio (1332 m) zu bezwingen.

Nach dieser Kräfte raubenden Etappe ging es die beiden letzten Tourabschnitte über Portomarin Sarria und Palais de Rei bis Santiago mit nur noch moderaten Steigungen weiter.

In Santiago angekommen steuerten wir zunächst die Kathedrale der Treffpunkt aller Pilger an. Wir besuchten wir den Pilgergottesdienst u. die Krypta der Kathetrale wo sich das Grab des hl. Jakobus befindet. Anschließend erhielten im Pilgerbüro nach Prüfung unseres Pilgerpasses (alle unsere Etappenorte waren durch entsprechende kirchlichen Stempel bestätigt) die begehrte Pilgerurkunde die Compostella.

Da wir uns nach 13 Etappen noch fit fühlten, setzten wir am nächsten Tag kurz entschlossen unsere Fahrt bis nach Finesterre („das Ende der Welt“ ca. 100 km ) zum Atlantik fort. Hier am Cup Finesterre, dem äußersten europäischen Festlandzipfel von Spanien, verbrannten wir bei einem herrlichen Sonnenuntergang ritusgemäß einen Teil unserer Klamotten und beendeten nach 1016 km nach 14 Tagen unsere Pilgertour.

Für uns beide war neben dem Pilgergedanken insbesondere die sportliche Herausforderung und die vielen kulturellen Sehenswürdigkeiten von großem Interesse. Auch als Fahrradpilger konnten wir immer wieder Kontakte zu Pilgern aus allen Herren Ländern knüpfen.
Die Reise, die ohne jegliche Pannen oder sonstigen größeren Probleme verlief, war für uns ein einmaliges Erlebnis.

Norbert Grundhöfer